Stefan Schneider, 42 Jahre, Software-Architekt, bekommt leuchtende Augen, wenn er über die Anfänge seiner Karate-Zeit spricht: "Es war der Beginn einer aufregenden Karate-Reise."
1990 ist Schneider acht Jahre alt, Mitglied eines Judo-Clubs und hat den orange-farbigen Gürtel. Aber er ist unzufrieden - weil im Training Chaos herrscht und ihm die Struktur fehlt.
Kampfsport ist aber "sein Ding". Also schaut er sich zu der Zeit alle möglichen Filme über Karate und Kung Fu an. Mit seinem Bruder, heimlich - "weil meine Eltern die Filme zu brutal fanden". Der erste Film, den er schließlich "offiziell" sehen durfte, war "Karate Kid" - auf VHS-Kassette, zuhause, mit seiner Mutter.
Eine paar Tage später stehen Mutter und Sohn in einem Dojo. "Ich war begeistert. Diese Ordnung und Disziplin existierte tatsächlich - und war besser als in meiner Vorstellung", erinnert sich Schneider. Ohne es einmal ausprobiert zu haben, wird er Vereins-Mitglied beim SV Frankonia Nürnberg.
Und er legt sich das Buch "Karate 1 – Einführung & Grundtechniken" von Albrecht Pflüger zu.
Der Film "Karate Kid" und die Anmeldung in einem Verein helfen Stefan Schneider auch im Schul-Alltag: Schließlich werden er und sein bester Freund von vier Sechstklässlern ab und zu in die Mangel genommen. Nicht schön - und manchmal mitunter schmerzhaft.
"Mit Karate konnte ich mich endlich wehren, wie Daniel – dachte ich zumindest." Indes: Zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke. Aber der junge Schneider bleibt positiv: "Eines Tages kann ich Karate so gut, dann gibt's alles zurück!"
Allerdings muss er das Gelernte gar nicht anwenden, "weil die 'Troublemaker' nach der sechsten Klasse die Schule gewechselt haben". Er habe aber dennoch fleißig weiter trainiert.
Heute betrachtet er Karate als "meine Lebens-Philosophie". Sein Handeln und Denken, beruflich wie privat, orientiere sich an der Kampfkunst. "Karate Kid" hat ihm den Weg dazu geebnet.
Dirk Kaiser